Mit dem Haus Maria Clara beginnt eine neue Geschichte an der Büscheler Straße

Viele Jahre lebten hier die Familien Bröring - Budde - Hellbernd

(Hubert Kröger) Seit einigen Tagen hat an der Büscheler Straße 1 in Bakum die Pflegeeinrichtung Blömer & Zerhusen aus Kroge ihre Arbeit aufgenommen. In den gemieteten Räumen eines Investors werden lt. Flyer dieser Einrichtung u. a. Tagespflegeplätze angeboten. Es bestehen weiterhin Wohngemeinschaften mit entsprechenden Serviceleistungen. Zusätzlich sind auch kleinere Wohnungen vorhanden.

Besonders dankbar ist der Heimatverein Bakum den beteiligten Personen, dass aufgrund der Planungen des Neubaues die alte Kreuzgrotte auch zukünftig besonders zur Geltung kommt.

Mit der nachfolgenden Dokumentation wollen wir die lange Geschichte des alten Hauses an der Büscheler Straße mit den dort wohnenden Menschen ein wenig in Erinnerung rufen. Die alten Fotos stammen größtenteils aus den Unterlagen der Frau Marianne Wegmann. Sie ist mit einer Veröffentlichung einverstanden.


August Bröring geb. 1879 heiratete am 12. Mai 1912 Katharina Blömer, geb. am 24. Dezember 1885 in Langwege. Beide bezogen das neue Haus. Jedoch starb August Bröring bereits am 24. September 1917 im 1. Weltkrieg.

August Bröring baute um 1910 das im Jahr 2021 abgerissene Haus an der Büscheler Straße zum Zeitpunkt seiner Heirat.

In 2. Ehe heiratete Katharina Bröring geb. Blömer den Zimmerer- und Stellmachermeister Theodor Budde aus Tenstedt bei Cappeln am 27. Februar 1919. Theodor Budde wurde geboren am 21. Januar 1885 und starb am 20. Oktober 1932. Katharina Budde starb am 19. März 1937. Beide Ehen blieben kinderlos. Ein Foto von Theo Budde ist leider nicht vorhanden.

Im Haushalt lebte auch Johanna Blömer, geb. 27. März 1882 und gestorben am 21. Dezember 1952. Sie war eine Schwester von Katharina Budde geb. Blömer.


Das kinderlose Ehepaar Theo und Katharina Budde adoptierte den Neffen Fritz Hellbernd. Fritz Hellbernd wurde am 21. November 1913 auf Burg Dinklage geboren. Sein Vater war Forstaufseher und verheiratet mit Maria, geb. Blömer. Sie war eine Schwester von Katharina Budde und von Johanna Blömer. Nach dem Umzug der Familie Hellbernd nach Harme begann Sohn Fritz Ende der zwanziger Jahre des vorigen Jahrhunderts eine Stellmacherlehre und heiratete am 27. November 1946 Clara geb. Siemer aus Cappeln. Im Alter von nur 51 Jahren verstarb Fritz Hellbernd am 3. Januar 1964 an den Folgen einer Krebserkrankung. Ehefrau Clara Hellbernd führte einige Jahre als Witwe ein kleines Bestattungsunternehmen. In 2. Ehe heiratete sie Gustav Wilken aus Cloppenburg am 30. August 1975 und wechselte somit ihren Wohnsitz von Bakum nach Cloppenburg. Hier starb sie am 18. April 1979.

Fast fünf Jahre seines jungen Lebens verbrachte Fritz Hellbernd im 2. Weltkrieg an verschiedenen Stationen in Europa. Aus den zahlreichen Feldpostbriefen spürt man sein Heimweh während der Kriegsjahre. Ebenfalls waren vier weitere Brüder von Fritz Hellbernd im Kriegseinsatz. Zahlreiche Briefe dieser fünf Brüder sind heute noch erhalten und belegen die Sinnlosigkeit eines Krieges.

Zwei Monate nach dem frühen Tod von Fritz Hellbernd wurde die Tochter Maria am 3. März 1964 geboren. Leider starb sie am Tag nach der Geburt am 4. März 1964. Für die Mutter Clara Hellbernd war es ein weiterer schwerer Schicksalsschlag. Viele Jahre lebte im Haus von Fritz und Clara Hellbernd die Nichte Marianne Vogelsang. Sie ist eine Tochter der Schwester Johanna von Fritz Hellbernd. Marianne Wegmann lebt heute verheiratet mit Alfons Wegmann in Cappeln.

Schon als Jugendlicher spielte Fritz Hellbernd ein Musikinstrument und war viele Jahre im Musikverein Bakum aktiv. Foto oben: Um 1928 war er Mitglied einer Harmer Band mit den Jungs aus der Nachbarschaft, stehend v. li. Heinrich Hellbernd, Clemens Sandmann, Clemens Lamping, Rudolf Lamping, vorne sitzend Alwin Sandmann, August Lamping und Fritz Hellbernd. Der Musikverein angeführt von Dirigent Hans Thobe befindet sich hier 1955 auf der Bahnhofstraße zur Fuchsschwanzjagd nach Harme. Ebenfalls im Bild Josef Dernjac, Clemens Tapke, Heinrich Sieverding, Hans Höffmann, ?? und rechts außen Fritz Hellbernd mit seiner Trompete.

Auch spielte Fritz Hellbernd gerne in Bakum Theater, wie hier 1928 mit den Schauspielern v. li. Arnold Wohlers, Bernd Wohlers, Fritz Hellbernd, Aloys Hartke und Vikar Tepe.

Viele Stunden verbrachte Clara Hellbernd  während des Tages im Garten an der Büscheler Straße. Sie schuf hier eine Idylle, die sie gerne mit ihrer Verwandtschaft oder auch Nachbarschaft teilte. Nach dem frühen Tod ihres Ehemannes Fritz im Jahre 1964 bewältigte sie eine schwere Zeit. Unterstützung bei der Bestattung von Verstorbenen erhielt sie von den Ordensschwestern in Vestrup und von ihrem Schwager Wilhelm Pöhlking. Im Wohnhaus der Clara Hellbernd war einige Jahre auch das Büro der Bakumer Viehverwertung untergebracht. Im Jahre 1975 heiratete Clara Hellbernd in 2. Ehe Gustav Wilken aus Cloppenburg. 1979 verstarb sie und wurde auf dem Friedhof in Bakum beerdigt.

Margarete und Martin Ueberschär feierten in 2023 ihre Diamantene Hochzeit. Zur Zeit ihrer "Grünen Hochzeit" 1962 war Martin Ueberschär ein Mitarbeiter der Stellmacherei Fritz Hellbernd in Bakum, Bereits als vierzehnjähriger Junge begann Martin 1952  seine Lehre als Stellmacher in dieser Werkstatt. Gerne spricht Martin Ueberschär auch heute noch von seiner Zeit bei Fritz Hellbernd. Als einen strengen aber auch sehr gerechten Lehrherrn hat er Fritz Hellbernd erlebt. Als die Arbeit eines klassischen Stellmachers immer mehr an Bedeutung verlor, spezialisierten sie sich besonders auf den Bau von Haustreppen. Nach dem Tod von Fritz Hellbernd im Jahre 1964 blieb er hier noch ein weiteres Jahr und wechselte dann zur Tischlerei Becker in Bakum. Damit endete nach fast 50 Jahren die Stellmacherei Budde-Hellbernd in Bakum.


Nur wenige Tage benötigten Abbruchbagger, das über einhundert Jahre alte Haus an der Büscheler Straße zu beseitigen. Auch die großen Eichen mussten nach den Planungen des neuen Investors verschwinden.

Beide Fotografen wählten ca. 1962 und am 10. Jan. 2021 den gleichen Standort Richtung Büscheler Straße.


Grotte mit Kreuz

Die Mauerarbeiten erfolgten vom Nachbarn Heinrich Rasche.

Viele Jahre stand der zweite Altar bei der Fronleichnamsprozession vor dem Pferdestall von Gottfried Evers. Nach seinem Tod wurde von der Nachbarschaft beschlossen, einen anderen Standort für den Altar zu suchen. Man wurde mit dem Stellmacher Fritz Hellbernd einig, dass auf seinem Grundstück eine Grotte mit Kreuz errichtet werden könnte.

Paula Spoor und Josef Evers beauftragten 1954 den Gartenbauarchitekt Josef Hempelmann aus Lohne mit der Planung. Die Mauererarbeiten wurden von Maurer Heinrich Rasche aus Bakum ausgeführt. Das Kreuz wurde von dem Stellmacher Fritz Hellbernd gefertigt. Der Korpus besteht aus Metall und wurde von der Firma Clemens Dierkes aus Cloppenburg geliefert. Die kirchliche Einsegnung erfolgte dann Ende des Jahres 1954 durch den damaligen Bakumer Pfarrer Josef Bohmann in Anwesenheit der Nachbarschaft.

Über viele Jahrzehnte bereitete die Nachbarschaft den zweiten Altar zur Fronleichnamsprozession rechtzeitig vor. Hier sind auf dem Foto v. li. Alwine Rasche, Hedwig Hartke, Hilde Bolte, Maria Brinkhus, Hedwig Doerk und Agnes Kreutzmann zu sehen. 

Bei allen Baumaßnahmen der letzten 2 Jahre blieb an der Büscheler Straße die Kreuzgrotte erhalten. Mit der Pflegeeinrichtung Zerhusen & Blömer und der Nachbarschaft konnte eine Lösung für die Zukunft gefunden werden. Die Nachbarn um Ludger und Gertrud Rasche mit Marita Arkenau werden auch weiterhin die Vorderseite der Kreuzgrotte pflegen. Der hintere Teil der Kreuzgrotte wurde gärtnerisch neu gestaltet und enthält auch das alte Friedhosdenkmal der Familien Blömer-Hellbernd-Wilken. Somit bleiben ehemalige Bewohner dieses Hauses in Erinnerung.