Eine Hinweistafel an der Sütholter Straße erinnert seit einigen Wochen an "Stallmanns Diek"
Seit einigen Wochen erinnert westlich der Sütholter Straße eine kleine, liebevoll gestaltete Fläche mit Hinweisschild an die Geschichte des Stallmannsdamms. Diese idyllische Gedenkstätte wurde in Zusammenarbeit mit dem Heimatverein von der Firma Hoin aus Molkenstraße gestiftet.
Noch bis in die 1950er-Jahre war das Gelände westlich der Sütholter Straße kaum begehbar. Weite Teile dieser Fläche bestanden aus sumpfigem, anmoorigem Boden, der bei Regen rasch zu einer einzigen Wasserfläche wurde. Mitten durch dieses feuchte Gebiet zog sich einst ein schmaler, geradliniger Damm – der sogenannte „Stallmannsdamm“.
Dieser Weg begann etwa dort, wo heute das neue Hinweisschild steht, und führte in Richtung Harme. Der Damm war nichts anderes als eine notdürftige Aufschüttung aus Plaggen und Morast, mühsam zusammengetragen aus dem umliegenden Gelände. Für die Bauern der Umgebung war er die einzige Verbindung zu ihren rückliegenden Feldern – doch der Weg war beschwerlich. Nur mit Mühe konnten sie mit Pferd und Wagen die sumpfigen Stellen überwinden.
Erst nachdem das Gebiet kultiviert und entwässert worden war, verlor der Stallmannsdamm seine Bedeutung. Der Weg verfiel, und an seiner Stelle blieb zunächst eine Kuhle voller Schlamm und Morast zurück.
Der Name des Damms erinnert an den Bauern Stallmann, dessen Haus – so heißt es – einst an dieser Stelle gestanden haben soll. Ob dieses Haus tatsächlich existierte, lässt sich heute nicht mehr belegen. Doch die Erinnerung an den Ort blieb lebendig. Überliefert ist die Geschichte in einer Sage, die als „Stallmanns Diek“ in dem Buch Oldenburger Sagen (herausgegeben von H. Lübbing, 1968) veröffentlicht wurde.
Heimatvereinsvorsitzender Franz-Josef Göttke hat diese Geschichte jetzt in plattdeutscher Sprache neu erzählt und damit das alte Volksgut vor dem Vergessen bewahrt.
Dei wunnerlike Geschichte van Stallmanns Anna
un denn ünnergaohn Buurnhoff
In´t Plattdütschke överdraogen van F.-J. Göttke 10/25
Nu lustert maol tau:
In dei Buurskup Molkenstraoten, dor stünd freuher maol ein richtich groten Buurnhoff. Dei hörde den Stallmanns Buur, dei wüss wat Arbeit is un wat önnlick Brot is. Jao, dat was noch´n Kerl van
ollen Schlach.
Sien Fraumenschke, dei Anna, was ´ne düchtige, fromme Frau mit´n lütken Draih naot Wunnerlike, wenn man dat so säggen draff. Na ja, un ein´ gauen Daoges, man glöwt, dat was midden in´ Arn, dor
was Anna up´n maol weg. Puff, wäge was se, so as wenn dei Wind se weggpußt har.
Dei Lüe sägget, sei was van dei Erdmännkes holt worn – jawoll dei lütken griesen Dinger, dei ünner dei Ern läwt un nix bäteres tau daun häbbt, as ehrlike Lüe in´t Unglück tau stöten.
Wäken läöter, dei Buur verfehrde sick, stünd siene Anna mit´n Maol wedder vör üm. Sei sehg rein önnlick ut, nix verschmert of verzaubert. Man sei har doch einen roren Updrag för ehrn Kerl: Hei
schull ut dei Karken eine Stola haolen – dat is´n Dauk wat dei Pastor sick bi dei Misse üm´n Hals hang. Dei schull hei över dei Huusdörn hangen. Wenn sei dann dor ünnerdör gaohn dö, wör sei frei
van dei Erdmännkes.
Doch Stallmanns Buur har Respekt vör´n Herrgott un vör den Pastor, un hei sägg: „Nee, Anna, dat gaiht nich, wat schall dei Pastor dann säggen, wenn siene Stola mit´n Maol bi us över dei Dörn
hang?“
Dor keek dei Anna ehrn Kerl bedreuwt an, bolle so, as wenn sei all halw wedder inne Grund was – un sägg: Wenn du mi nich glöwst, dann sei tau wie du aohne mi taurechte kumms!“
Un schwupps, dor verschwünd sei wedder inne Ern, so still un liese, dat man nich maol mehr „Amen“ säggen kunn.
Un van den Ogenblick an güng dat los. Eierste füng dat Fachwarkhuus an tau knacken un knarpen, dann versackte dei ganze Daol. Un binnen ein Johr verschwünd dat ganze Stallmanns Huus inne
Grund.
Man har dat Gefeuhl, dat dei Erdmännkes, ünnen ünner dei Ern an´t gröhlen und johlen wassen. Wat sei uck versöcht harn, nix hülp, kien Bäen kien Afstütten mit Balkens, nich maol Schwüttken
mit Weihwaoter off Beier. Stallmanns Buur bleew nix änneres äöver, at ein neiet Huus an ännere Stäe uptaubaun.
Sietdem sägg man, wenn man in Molkenstraoten lang geiht un dei Grund ünner dei Fäute maol wat wackelt: "Na, dat sünd doch woll nich wedder dei Erdmännkes van Stallmanns Hoff!“

Die Tafel erinnert nicht nur an den historischen Stallmannsdamm, sondern auch an die interessante Sage vom Ehepaar Stallmann, die somit auch erhalten bleibt.
Foto: H. Kröger, die Cartoons wurden mit KI erstellt