Pastor Josef Schraad - 38 Jahre Seelsorger in der Pfarrgemeinde St. Johannes Bakum

Verabschiedung als Pfarrer der Gemeinde Bakum am 15. Oktober 1995

 „Mit Wehmut in der Stimme und Tränen in den Augen hat sich am Sonntag Pfarrer Josef Schraad von seiner Kirchengemeinde St. Johannes Bakum verabschiedet. Und nicht nur ihm, auch der gesamten Kirchengemeinde ist der Abschied schwergefallen: Als Pfarrer Schraad im Saal Meistermann zum letzten Mal das Wort ergriff, standen vielen Bakumern die Tränen in den Augen“.

 Diese Zeilen findet man in der OV vom 16.10.1995 anlässlich der Verabschiedung von Josef Schraad als Pfarrer der Kirchengemeinde St. Johannes in Bakum.

 „Mein Goldenes Priesterjubiläum möchte ich 1998 gern hier in Bakum feiern“ wünschte sich Schraad zum Abschied, „wenn der Herrgott mir noch die Zeit dazu lässt.“ Sollte dies nicht der Fall sein, hoffe er, dass ihn viele Bakumer auf seinem letzten Weg begleiten werden. Pfarrer Josef Schraad war zum Zeitpunkt der Verabschiedung aus Bakum bereits schwer erkrankt.

 

Beim Empfang unterstrichen die zahlreich erschienen Gäste die große Wertschätzung des Pfarrers Josef Schraad in Bakum. Der damalige Pfarrgemeinderatsvorsitzende Engelbert Schürmann (re) meinte, mit dem Fortgang Schraads gehe ein Stück Bakumer Kirchengeschichte zu Ende. Rund 38 Jahre Kirchenarbeit hätten ihre Spuren hinterlassen, in der Pfarrgemeinde, aber auch bei Pfarrer Schraad selbst, der aus gesundheitlichen Gründen in den Ruhestand gehe, obwohl er eigentlich bis zum 75. Lebensjahr in der Gemeinde hätte bleiben wollen. Provisor Karl-Heinz Hartke (li) beschrieb Schraad als einen Mann, geprägt von großer Frömmigkeit, der seine eigene Person zum Wohl der Pfarrgemeinde zurückgestellt habe. Viele baulichen Veränderungen seien sein Verdienst, so etwa der Kindergarten und die Pfarrkirche. Zu Pater Lucian Gieros aus Stettin (2. v. re) pflegte Pastor Schraad ein freundschaftiches Verhältnis. 

 

 

Auch außerhalb des kirchlichen Bereiches seien Schraads Spuren unverkennbar, bemerkte Bürgermeister Hermann Rauber. (li) So habe er dazu beigetragen, dass durch Erbpachtverträge viele Baugrundstücke verkauft werden konnten und die Gemeinde gewachsen sei. Der Bau der Schwimmhalle, der Schule, des Kindergartens und die Nutzung von „Pastors Busch“ für Feste seien Ergebnisse einer konstruktiven Zusammenarbeit zwischen den Verantwortungsträgern der politischen und der kirchlichen Gemeinde.

 

Weggefährten unter sich, Pastor Köppen (li) von der evangelischen Kirchengemeinde in Bakum und Pastor Schraad.


Gestaltung der St. Johannes Kirche

Bakumer Kirche vor der Kirchenrenovierung um 1960

 In einem Gespräch mit der Zeitung Kirche + Leben berichtete Pfarrer Schraad, dass er sich ungerne an die große Kirchenrenovierung Ende der Sechziger Jahre erinnere. „Damals sind wir in die stürmische Zeit nach dem Konzil hineingekommen“, meinte er. Der Hochaltar und die Seitenaltäre galten als nicht mehr zeitgemäß und wurden entfernt. Aber er und weitere verantwortliche Mitglieder des Kirchenausschusses haben damals aufgepasst, dass alles erhalten blieb und aufbewahrt wurde. „Im Laufe der Jahre wurden die alten Dinge wieder in die Kirche eingebracht“, sagte er.

Ende der Achtziger Jahre erhielt die St. Johannes Kirche zur Freude der ganzen Pfarrgemeinde den Hauptaltar mit den beiden Seitenaltären wieder zurück.


Technische Tüfteleien waren sein Hobby

 Pfarrer Schraads Augen leuchteten, wenn er auf sein Steckenpferd, die Technik, zu sprechen kam. Bereits als Vikar in Holdorf habe er 1955 das erste Tonbandgerät angeschafft. Es war damals eine kleine Sensation. Auch in Bakum versuchte Josef Schraad, seine Begeisterung für Technik in die Seelsorge einzubringen. Eine seiner Ideen verwirklichte er Weihnachten 1978. An einer Wand des Altarraumes wurde eine ausklappbare Leinwand für Projektionen installiert. Die technischen Finessen für die Konstruktion hatte sich Pfarrer Schraad vorher ausgedacht; manche Teile hatte er selbst besorgt und zusammengebastelt. Nicht immer zur Freude der Gottesdienstbesucher konnten sie beobachten, wie Pfarrer Schraad mit einer Fernbedienung die Leinwand surrend nach unten fuhr. Leider konnte Pfarrer Schraad die heutigen digitalen Möglichkeiten der Kommunikation nicht mehr erleben. Er hätte sie wahrscheinlich alle genutzt.

Ludger Hoping erklärt Pfarrer Schraad die Leistungsfähigkeit seiner Maschine.

Trotz seiner schweren Krankheit bestieg Pfarrer Schraad ausgestattet mit der  Kamera den Heißluftballon und lernte seine Pfarrgemeinde aus der Vogelperspektive kennen. 


 

Pfarrer Josef Schraad wurde am  25. März 1922 in Deindrup geboren. Sein Vater war Lehrer und ist zwei Jahre später nach Elsten versetzt worden, wo Josef Schraad mit seinen vier Geschwistern aufwuchs. Das Leben im Elternhaus war geprägt durch tiefe Religiösität und christliche Lebenshaltung. Nach der Volksschule besuchte er die Klosterschule in Handrup bis zu Mittleren Reife. Im Jahre 1939 bestand  er am Gymnasium in Rheine sein Abitur.

Anschließend wurde er zum Reichsarbeitsdienst eingezogen. Im Januar 1940 begann Josef Schraad sein Studium der Theologie in Münster. Durch die Einberufung zur Wehrmacht musste er 1941 sein Studium unterbrechen. Nach der Kapitulation im Mai 1945 geriet Josef Schraad in Norwegen in englische Kriegsgefangenschaft, aus der er im Oktober 1945 entlassen wurde.

Im Januar 1946 nahm er sein Studium der Theologie wieder auf. Am 7. November 1948 wurde Josef Schraad mit 15 Mitbrüdern in Münster in der Kapelle der Friederichsburg zum Priester geweiht. In seiner Heimatgemeinde Elsten feierte er eine Woche später die Primiz.

Ende 1948 trat Josef Schraad seine erste Stelle als junger Kaplan in Friesoythe an. Es folgten weitere Vikarsjahre in Lindern und in Holdorf. Anfang November 1957 wurde Vikar Josef Schraad Nachfolger von Vikar Klinker in Bakum. Nach dem plötzlichen Tod von Pfarrer Bohmann im Mai 1964 wurde er vorübergehend Pfarrverwalter in Bakum. Vom damaligen Diözesanbischof Joseph Höffner wurde Vikar Josef Schraad am 15. Dezember 1964 zum neuen Pfarrer von Bakum ernannt. Pfarrer Josef Schraad verstarb nach längerer Krankheit am 25. April 1996 in Lindern. 

 


Das Leben als Pfarrer in der Gemeinde Bakum mit einer  kleinen Fotodokumentation

1953 noch nicht in Bakum als Vikar tätig ist Josef Schraad zu Gast bei der Kirchweihe in Carum. Von li. Pastor Engelbert Frilling, Kaplan Josef Schraad, Josef Hülsmann, Rudi Südkamp, Alfons Helms, Pfarrer Plump, Pastor Sommer, Weihbischof Roleff, Pastor Haskamp, Josef Nuxoll, Klaus Trumme und Franz Averbeck

In unterschiedlichen Zeitabständen feierte man auch die Primiz eines Neupriesters wie hier Alfons Hölscher (2. v re) im Jahre 1958. Begleitet wird er von Pfarrer Aloys Witte, Vikar Josef Schraad und Bernhard Hachmöller.

Selbstverständlich war die Gemeindespitze bei den zahlreichen Musiker- und Sängerfesten anwesend, so auch 1958 beim Sängerfest in Bakum, v. li Vikar Josef Schraad, Pastor Engelbert Frilling Carum, Pfarrer Theo Sommer Lüsche, Pastor Josef Bohmann Bakum, Bürgermeister Georg Tabeling und Gemeindedirektor Leonhard Kordes

Das Pfarramt, gleichzeitig auch Wohnhaus des jeweiligen Pastors stand am Pastors Busch, dort wo sich heute die Schwimmhalle befindet. 1969 bezog Pfarrer Josef Schraad das neuerbaute Pastorenhaus an der Kirchstraße. Mitte der Siebziger Jahre verschwand das alte Pastorat aus dem Ortsbild von Bakum.

1960 Der Bischof ist zu Besuch in Bakum, immer wieder zur damaligen Zeit ein Festtag für die Gemeinde,  Theo Kalkhoff, Bernd Bullermann als Messdiener, Vikar Schraad mit Helmut Thole, Klemens Tebbe und Georg Dullweber.

1960, Rektor Schmutte, Pastor Bohmann und Vikar im Gespräch mit Weihbischof Baaken. Weitere Gemeindemitglieder vefolgen das Gespräch.

Bischof Baaken (re) sorgt 1960 ebenfalls in Vestrup für Festtagsstimmung. Begrüßt wird er vom damaligen Vestruper Pastor Dammann (2. v re), Vikar Schraad (li) freut sich ebenfalls über den  Hohen Besuch aus Münster.

1962, Die Messdiener Alfons Frilling, Eberhard Büssing und Josef Stricker, Bernhard Blömer begleiten den feierlichen Einzug in die Kirche mit Vikar Schraad und Pastor Bohmann.

1962 feierte die Pfarrgemeinde das 25jährige Priesterjubiläum von Pater Pankratius Pütter. Mit dem Jubilar zelebrieren Vikar Schraad und Pastor Bohmann das Festhochamt.

1963, Maria und Agnes Fangmann sind mit Vikar Schraad auf dem Weg zur Einweihung der neuen Friedhofskapelle.

Hier ist Bischof Höffner 1964 zu Gast im alten Pfarrhaus. Bischof Joseph Höffner wurde einige Jahre später Kardinal in Köln und Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz.

1965 feierte Josef Schraad erstmals als neuer Pastor von Bakum eine Primiz mit Neupriester Alfons Averbeck. Der Neupriester wird von seiner Familie begleitet.

1966 konnte Pastor Schraad die neue Johannesschule einweihen. Die Fertigstellung mit der Einweihung war ein Festtag für die gesamte Bevölkerung in Bakum.

1970 konnten Kinder erstmals in Bakum einen Kindergarten besuchen. Der damalige Neubau beinhaltete auch Veranstalgungsräume für die Pfarrgemeinde.

1973 feierte Pfarrer Josef Schraad sein Silbernes Priesterjubiläum. Zu einem Foto sind hier versammelt v. li. Pastor Meyer, Langförden, Pfarrer Josef Arlinghaus, Maria Schraad (Mutter), Pfarrer Josef Schraad, Maria Gerdes (Haushälterin), Pfarrer Johannes Schraad, Rüschendorf (Bruder) und  Pfarrer Cloppenburg, Elsten.

1975 kann der Sportverein SC Bakum einen weiteren Sportplatz den Fußballern anbieten. Vorsitzender Josef Beckmann begrüßt die Gäste zu dieser Einweihungsfeier. Pfarrer Josef Schraad nahm den kirchlichen Segen vor. 

Das Fest Frohnleichnam hatte über Jahrzehnt eine hohe Bedeutung im Leben einer Pfarrgemeinde. Hier befindet sich die Prozession 1983 an der Ecke Kirchstraße/Bahnhofstraße.

Kirchliche Vereine hatten immer eine große Bedeutung in der Gemeinde Bakum. Die Anwesenheit des Pastors war selbstverständlich. So auch 1984 anlässlich einer Ehrung für Clemens Thole (li) im Kolpingverein Bakum. Mit dabei waren Josef Idasiak, Pfarrer Josef Schraad und Kolpingsmitglied Hans Quatmann.

Im November 1985 werden die Sänger Franz Rohenkohl, Clemens Busse und Walter Zurborg für langjährige Mitgliedschaft in der Chorgemeinschaft Cäcilia Bakum geehrt, li. Pfarrer Josef Schraad und re. Dirigent Ludger Harz.

Bei der Einweihungsfeier der neuen Tennisanlage 1987 war die Bakumer Geistlichkeit vertreten. V. li. Pastor Horst Lameyer, Pastor Josef Schraad, Geschäftsführer des TV Bakum Günter Feldhaus und Werner Kreutzmann.

Mit der Verabschiedung von Pastor Engelbert Frilling im Jahre 1988 begannen die Veränderungen der Strukturen in den 4 Kirchengemeinden  Carum, Lüsche, Vestrup und Bakum. Mit Pfarrer Frilling feierten die Pastöre  Dechant Busch, Schraad, Mayhaus, Sommer, Arlinghaus, und Hachmöller das Festhochamt.

Im Dezember 1994 konnte Pfarrer Josef Schraad (Mitte) auf 30 Jahre Pfarrer in Bakum zurückblicken. Aus diesem Anlass feierte er ein Festhochamt mit der gesamten Pfarrgemeinde. Mit im Bild ein Freund des Pastor Pater Luzian Giros (li) aus Stettin und Pater Paul Thörner, der die Festpredigt hielt. Pfarrgemeinde-ratsvorsitzender Engelbert Schürmann erinnerte an die Anfänge der seelsorglichen Arbeit von Vikar Schraad. In seienr Dankesrede wurde deutlich, dass die Arbeit des Pfarrers in Bakum zeitweise von Konflikten geprägt war. Doch, so Schürmann, Pfarrer Schraad habe "weitergemacht und auf Gott vertraut". Auch musikalisch richteten die Bakumer, die sich zahlreich im Saal Meistermann eingefunden hatten, ein Dankeschön an ihren Pfarrer. Ständchen brachten der Musikverein unter der Leitung von Harald Kuper und die Chorgemeinschaft "Cäcilia" unter der Leitung von Frank Sommer.

Quellen: Artikel in der OV, Kirche + Leben, Archiv Heimatverein Bakum, Fotos: OV-Foto Zurborg, Walter Zuborg, Bildarchiv Heimatverein Bakum