Unvergessen - ein Marktbesuch bei "Kulpen Guste"

Bild oben: Diese zahlreichen jungen Damen trafen sich bereits um 1920 im Garten der Gaststätte Kulpe-Beckmann. Auguste Kulpe befindet sich vorne sitzdend 3. v. re. Leider sind weitere Namen nicht mehr bekannt. Gerne nehmen wir jedoch Hinweise entgegen.

Das Innenleben der Gaststätte Kulpe-Beckmann in den 30iger Jahren des vorigen Jahrhunderts. Hinten stehend 4. v. li. Auguste Kulpe mit den Gästen, die nicht mehr alle bekannt sind. Neben Auguste Kulpe steht Ida Büschelmann und rechts außen Julius Beckmann. Schon damals trank man Bier aus der Germania Brauerei, die ihren Sitz in Münster hatte. 

Wer kennt sie eigentlich nicht in Bakum, die alte unvergessene Kneipe von „Kulpen Guste“? Diese Frage stellte Walter Zurborg in seinem Artikel vom 4. Dez. 1992 den OV-Lesern. Weiter ist zu erfahren: „Viele Jahre war diese Kneipe ein beliebter Ort der Einkehr, und das ganz besonders an den Kirmes- und Markttagen. Mit dem Tode von Auguste Kulpe wich ein bisschen Romantik in Bakum. Die Gastwirtschaft wurde geschlossen, man fand keinen Einlass mehr. Die gute alte Kneipe mit ihren vergilbten Tapeten, dem alten Gestühl, der Zapfanlage aus vergangenen Zeiten und dem mit rotem Plüsch bezogenen Sofa schien endgültig vorbei zu sein.

Am 10. August 1984 vollendete Witwe Auguste Kulpe geb. Beckmann in seltener Rüstigkeit ihr 90. Lebensjahr. "Kulpen Guste" wie sie im Volksmund genannt wurde, heiratete im Jahr 1923 den aus Werxhausen (Krs. Duderstadt) stammenden Bautechniker und Maurermeister Georg-Augustin Kulpe, der allerdings leider schon im Jahre 1940 nach kurzer, schwerer Krankheit verstarb. Trotz des hohen Alters war die Jubilarin zu ihrem 90. Geburtsag noch aktiv in ihrer Gastwirtschaft tätig, wenn in Bakum Kirmes oder Markt gefeiert wurde. Sie liebte besonders die gesellige Runde mit fröhlichen Liedern und einem Gläschen Wein. Tatkräftig unterstützt wurde sie in ihren letzten Lebensjahren von ihrem Neffen Heinz Krone und der Nichte Marzella Kollmer. August Kulpe starb am 27. März 1988. Mit auf dem Foto Bürgermeister Hermann Rauber und Pfarrer Josef Schraad.

Diese Perspektive hatte 1953 der Fotograf vom Kirchturm auf die Dorfmitte Richtung Osten mit den Häusern 1 Burg Bakum, 2 Molkerei Geising, 2 Schlachterei Landwehr, 4 Bäckerei Mählmeyer, 5 Gaststätte Kulpe, 6 Schuster Brackmann-Pöhlking.

Schien so, doch eine Gruppe unternehmungsfreudiger Bakumer Frauen, ob Mitglied des Rates, der Gymnastikgruppen, der Frauen-Union, der Landfrauenvereinigung oder einer anderen Gruppe, hatte da eine blendende Idee.

Mit Einverständnis des damaligen Besitzers Heinz Krone wurden die Räumlichkeiten 1991 einer Verjüngungskur unterzogen. Es wurde geputzt und gewienert, eigene Hausarbeit musste da gelegentlich ein wenig zurückstehen, zum Herbstmarkt wollte man sich vorstellen als die „Andere Wirtschaft.“

Bei soviel Gemeinschaftssinn konnte der Erfolg nicht ausbleiben und wer da glaubte, dass zu viele Köche den Brei verderben, sah sich hier eines anderen belehrt. Leckere kleine Speisen, eine pikante Serbische Bohnensuppe, Kuchen vom Feinsten und eine gepflegte Auswahl – natürlich vorwiegend alkoholfreier – Getränke sorgten an den drei Herbstmarkttagen für einen ständig guten Besuch. Dazu gab es einen von den Frauen selbst hergestellten Sahnelikör „Seute Guste“, ein im Gedenken an Tante Guste nach einem Geheimrezept gemixter Likör, der seine Anziehungskraft (bei erhöhtem Genuss aber auch seine sonstige Wirkung) nicht verfehlte.

Wie sehr hätte sich Tante Guste gefreut, wenn es ihr vergönnt gewesen wäre, zu erleben, was sich an den Herbstmarkttagen in ihren Räumen abwickelte."

Am Ende des Herbstmarktes wurde Kasse gemacht. Der mit großen Einsatz erzielte Erlös der vielen ehrenamtlichen Helferinnen wurde in jedem Jahr hilfsbedürftigen Mensen in der Welt überwiesen bzw. auch der Jugendarbeit in Bakum zugedacht.

Über eine Spende von 3.000 DM freute sich 1994 Schwester Hildeburg, die gebürtig aus Westerbakum kommt. Verwendung  hatte die Thuiner Schwester Hildeburg für unterernährte Kinder in Nordbrasilien. Hier war die Westerbakumerin viele Jahre mit weiteren Schwestern aus Thuine tätig. Bei der Scheckübergabe waren dabei v. li. Hildegard Hackmann, Roselies Buhmann, Sr. Hildeburg und Maria Bohmann. 

Mehrfach konnte der polnische Pater Marek Spenden für Kinder in der Ukraine entgegennehmen. Foto oben v. li. Margaret Ueberschär, Hildegard Hackmann, Gregor Müller, Gregor Overmeyer, Pater Marek und Maria Bramlage. Foto unten Hildegard Varnhorn überreicht 1997 den Erlös an Pater Marek. Hinten stehend v. li. Pfarrer Josef Honkomp, Irma Kulla, Gregor Müller, Sigrid Stania, Elisabeth Evers, Lisa Averbeck, Ursula Jost und Inge Stolle.

Diese alten Räumlichkeiten der Gastwirtschaft konnten noch bis 1998 während des Herbstmarktes genutzt werden. Anschließend wurden sie zu einem Drogeriemarkt umgebaut, so dass in den weiteren Jahren ab 1999 das Engagement der vielen ehrenamtlichen Frauen in einem Zelt weiter fortgeführt wurde. Nach Fertigstellung des neuen Pfarrzentrums wechselte man dann in diese neuen Räume. Auch heute noch ist das uralte Rezept der „Seuten Guste“ bekannt und kann somit auch weiterhin zum Herbstmarkt angeboten werden. 2020 sorgte Corona für den Stopp des Herbstmarktes. Auch für 2021 wird die "Seute Guste" der Bakumer Bevölkerung nicht zur Verfügung stehen.



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