"14 ein Ganzes" - Daren - Jüngster Spross der Gemeinde Bakum

(Gestaltung Hubert Kröger) Von allen Bakumer Bauerschaften ist Daren die jüngste, aber auch die kleinste. Jahrzehntelang war Daren ein Teil der Schledehausener Bauerschaft. Erst am 16. Dezember 1993 wurde Daren für selbständig erklärt. Die Gemeinde Bakum war einmal reich mit adeligen Gütern gesegnet. Sieben waren es an der Zahl. Nur das Haus Daren existiert noch. Seit 1741 leben die von Frydags auf Haus Daren. Die Landwirtschaft hat diesem Hause viel zu verdanken. Vor dem 1. Weltkrieg führte von Frydag den Landwirtschaftlichen Verein Vechta. Mitglieder aus Bakum und Langförden waren diesem Verein angeschlossen. Schon vor 150 und mehr Jahren bemühte man sich, die vielen Heideflächen zu kultivieren und in Kiefernkulturen umzuwandeln. Durch den Einbau von Stauwehren in den Moorbach konnten viele Grünlandflächen berieselt werden. Die Folge war besseres Gras und nährstoffreicheres Heu.

"Erstmals gemeinsame Identität"

Recht amüsant berichtet die OV am 17.12.1993 über die offizielle Bestätigung von Daren. Dort ist folgendes zu lesen: "Es hätte nicht besser passen können als in die Weihnachtszeit. Der Gemeinde Bakum wurde zwar kein Kind geboren, aber eine neue Bauerschaft. Um bei dem Bild zu bleiben: Nach jahrzehntelanger Familienplanung und schweren Geburtswehen hat die Familie Bakum mit Datum vom 16. Dezember 1993 Nachwuchs bekommen. Das neue Kind heißt Daren und wird am 1. Januar 1994 getauft. Mit Beginn des neuen Jahres nämlich soll die Bauerschaft ganz offiziell bestehen. Als der Gemeinderat gestern Abend einstimmig den Beschluss gefasst hatte, klatschten die größtenteils aus dem neuen Daren stammenden Zuhörer Beifall. Bürgermeister Hermann Rauber gratulierte den Anwesenden." 

Somit hat Daren seit 1994 eine Fläche von 191 Hektar und ist die 14. Bauerschaft.

Vor der "Selbständigkeit" wurden die Bewohner von den drei Bauerschaftsvorstehern aus Elmelage, Schledehausen und Molkenstraße betreut. Somit lebten sie in drei verschiedenen Lagern.

Wunsch von der damaligen Ratsfrau Hildegard Hackmann war es, dass wir alle künftig gemeinsam feiern und auch gemeinsam Leid tragen wollen. Die Freude einer gemeinsamen Identität aller Darener war groß. Nach fast 30 Jahren als eigenständige Bauerschaft wird der Zusammenhalt in Daren gelebt.

Haus Daren

Haus Daren, 1956 fotografiert von Heinz Zurborg.

Das Gut Daren wurde im 14. Jahrhundert von den Herren von Sutholte gegründet, die zu den bedeutendsten und begütersten Familien dieser Zeit in unserem Raum gehörten. Es wurde am Zusammenfluss der Brookbäke mit dem Moorbach als Wasserburg erbaut. Über 200 Jahre war es dann im Besitz der Adelsfamilie Kobrink.

1741 kam das Gut durch Heirat in den Besitz der Familie von Frydag. Georg Wilhelm Freiherr von Frydag erbaute im Jahre 1752 das bis heute unveränderte Herrenhaus Daren. Er vermählte sich in zweiter Ehe mit Maria Elisabeth Wilhelmine von Münchhausen-Bodenwerder, der Schwester des berühmten Lügenbarons.

Das im norddeutschen Barockstil erbaute Wasserschloss Daren steht heute unter Denkmalschutz. Es wurde auf Phahlpfosten erbaut und ist von breiten Wassergräben umgeben. Das "Haus Daren" ist der letzte der Adelssitze in der Gemeinde Bakum, nachdem 1799 alle anderen Adelsgüter in bäuerlichen Besitz übergegangen waren.

Durch ein schmiedeeisernes Tor gelangt man in den Innenhof.  So war auch 1973 der Heimatbund Gast im Haus Daren. Zu dem im Rokokostil gehaltenen Portal führt eine zweiläufige Treppe. Der "Lügenbaron" von Münchhausen, der häufiger auf Daren anwesend war, erzählt an einer Stelle seiner Abenteuer u. a. von Daren, dass er ein Pferd, das zu bändigen niemand imstande gewesen sei, nicht nur zur Ruhe und zum Gehorsam gebracht, sondern es auch gezwungen habe, mit ihm durchs offene Fenster in das Teezimmer des Herrenhauses zu setzen. Hier sei er zum Ergötzen aber auch zum Entsetzen der Anwesenden bald im Schritt, bald im Trab, bald im Galopp um den Tisch geritten, habe endlich auf den Teetisch gesetzt und hier die niedrige und hohe Schule vorgeritten, ohne auch nur eine Kanne oder eine Tasse zu zerbrechen.

In Wirklichkeit soll Münchhausen, der ein geschickter Reiter war, die Freitreppe des Schlosses in Daren hinaufgeritten, den in der Halle stehenden Tisch mehrere Male umkreist haben und schließlich die Treppe wieder hinabgeritten sein, ohne etwas umzustoßen oder zu beschädigen.

Diese Pferde standen 1956 im Stall des Hofes von Frydag. Ob sie jemals das auf Daren noch befindliche Zaumzeug des Pferdes getragen haben mit dem Münchhausen seine Reiterkunststücke vorgeführt haben soll, ist eher unwahrscheinlich. 

Auf dem Gelände des Gutes Daren befindet sich ein Ziegeleimuseum. Auf der geräumigen Diele wird detailliert über die Geschichte der Tongewinnung und die Herstellung des heimischen Baumaterials informiert. Die private Einrichtung ist allerdings kein öffentliches Museum und kann nur in Ausnahmefällen besichtigt werden. Danken möchten wir Georg Wilhelm Freiherr von Frydag, der uns in den letzten Jahren sehr viel Archivmaterial zur Verfügung gestellt hat.

1975 war der Musikverein Gast auf Schloss Daren.


Schmiede Kreienborg

August Kreienborg, geboren 1890 in Goldenstedt, lebte in Daren und hatte hier eine Schmiede. Er starb 1950. (Zeichnung Ernst von Glasow)

1913 heiratete August Kreienborg Maria geb. Meyer. Maria Kreienborg verstarb 1973.

Haus Kreienborg mit Schmiede in Daren um 1950.

1959 wurde vor der Bakumer Kirche das Gefallenen-Ehrenmal eingeweiht. "Jedes Kreuz ein Menschenleben" so schrieb die OV. Die umfangreichen Metallarbeiten wurden von den Gebrüdern Kreienborg aus Daren ausgeführt.

Die Tankstelle Kreienborg konnte von 1960 bis 1988 in Daren genutzt werden.


Ernst von Glasow

Ernst von Glasow wählte für seine zahlreichen Zeichnungen auch Motive aus Daren. Die obigen Bilder wurden von ihm bezeichnet mit "Kühe in der Marsch" und "Wiesen in Daren".

Seit Mai 1991 gibt es in Daren keinen "Tante-Emma-Laden" mehr.

Zum letzten Mal trafen sich im Mai 1991 die Nachbarn bei Maria Gossel, um ihr für die jahrelange zuverlässige Versorgung der Bauerschaft Daren und der Umgebung mit Nahrungsmitteln und den Waren des täglichen Bedarfs zu danken. Seit 1924 existierte die Kolonialwarenhandlung Maria Gossel. Bis 1973 wurde sie von der Mutter der damaligen Eigentümerin geführt. Mit 72 Jahren zog sich Maria Gossel 1991 aus Altersgründen zurück. Maria Gossel starb 2004 und wurde 86 Jahre alt. 

Der Laden war immer der Mittelpunkt der Bauerschaft. Hier wurden Nachrichten ausgetauscht und die Fernfahrer holten sich ihr Frühstück. Viele Familien hatten bei Maria Gossel Anschreibebücher. "Aber die haben dann ja auch immer bezahlt", sagte Maria Gossel bei ihrer Verabschiedung. Die Jüngeren erinnerten sich, ihr erstes Taschengeld bei Maria Gossel in Sahnebonbons umgesetzt zu haben.


Sturmkatastrophe am 13.11.1972

Mit rund 200 Stundenkilometern fegte am Montag, den 13. November 1972 vormittags ein Orkan über Niedersachsen. Auch im Landkreis Vechta stürzten Häuser ein und unzählige Bäume um. Ganze Waldstücke erkannte man nach dem Sturm nicht mehr wieder. Schwer betroffen von dieser Sturmkatastrophe war auch der Darener Wald. In den Kreisen Vechta und Cloppenburg erfolgte Katastrophenalarm. Im Landkreis Cloppenburg forderte der Orkan 3 Todesopfer. Während die Schäden an den Gebäuden schnell beseitigt werden konnten, waren die Forstverwaltungen mit den Folgen des Orkans noch viele Jahre beschäftigt. Das Werk von Generationen war in 4 Stunden teilweise vernichtet.


Radweg in Daren

Heute unvorstellbar, dass Radfahrer entlang der Landesstraße von der Autobahnauffahrt in Harme bis Vechta keinen Radweg nutzen konnten.

Die Darener Bevölkerung demonstrierte 1992 eindrucksvoll für den Bau eines Radweges an dieser stark befahrenen Straße.

Groß war 1996 die Freude, als die Eröffnung des Radweges gefeiert werden konnte. Bürgermeister Hermann Rauber und stellv. Landrat Friedhelm Biestmann zerschneiden hier das bunte Band der Freigabe. Darener Bürger/innen, die bei der Demonstration dabei waren, sind natürlich auch bei der Eröffnung im Festzug.


Hochzeiten in den 50iger Jahren

In vielen Familien findet man ähnliche Hochzeitsbilder aus den 50iger Jahren. Hier sieht man das Brautpaar Otto und Hedwig Hoping geb. Baumann mit den Trauzeugen Werner Hoping und Maria Baumann. Die Kerze wurde getragen von Johanna Hellbernd.

Volksfest

Mit einem großen Motivwagen beteiligt sich die Bauerschaft Daren jährlich beim Bakumer Volksfest. Aktuelle Motive stehen jeweils im Mittelpunkt der Themenauswahl. Silvia Stromann präsentierte sehr eindrucksvoll die damalige Bundesverteidigungsministerin Ursula von der Leyer. Bernd Rolfs ist als Soldat für "Uschis" Sicherheit während des Umzuges verantwortlich. Die Darener Adler waren jedoch in der Leistungsfähigkeit eher vergleichbar mit Eddie the Eagle aus England.


Darener Wald

Auf der Internetseite der "Ausflugsregion Nordkreis Vechta" ist über den Darener Wald folgendes zu lesen: "Nur wenige hundert Meter vor den Toren der Stadt Vechta liegt auf dem Gebiet der Gemeinde Bakum eines der schönsten Naherholungsgebiete des Nordkreises, der Darener Wald.
Die gut ausgebauten Wege im Darener Wald eignen sich prima für jegliche Art von Freizeitaktivität – ob Joggen, Wandern, Radfahren oder einfach nur für einen gemütlichen Spaziergang.

Die Bilder zeigen den Darener Wald zu einer Zeit, als er noch nicht für die Freizeit intensiv genutzt wurde.

Es dauert sehr lange, bis ein Waldbesitzer den Lohn seiner Arbeit ernten kann. Meistens ist es sogar ein Geschäft zwischen Generationen. Mehr als 50 Hektar Wald sind 1992 in  Daren von artfremden Gehölzen befreit worden.  Gleichzeitig überzeugten sich hier Fachleute wie der zuständige Revierförster Jürgen Sterrenberg (re) über das Ergebnis der Bemühungen zur Wiederaufforstung nach der Sturmkatastrophe 1972. Freiherr Georg Wilhelm von Frydag (Mitte) stellte die Maßnahmen im einzelnen vor.

Seit Ende der achtziger Jahre des vorigen Jahrhunderts endeckten immer mehr Sportler den Darener Wald als einen idealen Lauftreff. 1992 traf sich diese Gruppe aus Bakum regelmäßig im Darener Wald zum Joggen.


Kleinbahn Vechta-Cloppenburg

Zwischenhalt im Bahnhof Daren für "Pingel Anton". Personen, Güter und Vieh erfolgten in einem Transport. Das Bahnhofsgebäude mit dem stilvollen Mansardendach wich deutlich von den Bauten der übrigen Bahnhöfe ab.  Der am tiefsten Punkt der Kleinbahnstrecke gelegene Bahnhof in Daren sollte nicht nur den 21 Bewohnern von Daren dienen, sondern auch den Bauerschaften Elmelage (106 Einw), Schledehausen (191 Einw), Molkenstraße 124 Einw), Weihe (44Einw), Südholz (41 Einw) und vor allem Carum (374 Einw). So ist in der Planungsphase der Kleinbahn zu Beginn des vorigen Jahrhunderts zu lesen.

Gasthaus und Bahnhof in Daren. Udo Freiherr von Frydag im Eingang des Wartesaals um 1956. Das Gasthaus am Darener Bahnhof gehörte dem Freiherrn von Frydag. Pächter und Gastwirt war Louis Sieverding, der lange Zeit auch die Agenturgeschäfte Wahrnahm.

Anfang der 60iger Jahre kam das Ende der Kleinbahn. Im Volksfestumzug 1965 erinnerte dieser Spruch an die Reisemöglichkeit mit dem Zug von Bakum nach Daren und zurück.

Im Jahr 1976 waren das Bahnhofsgebäude, der Lagerschuppen der Firma Schröder sowie der alte Bunker noch vollzählig vorhanden. Vor seinem Abriss diente das Bahnhofsgebäude einige Jahre als Hühnerstall. Heute erinnert lediglich die Wohnstraße "Alter Bahndamm" noch an die Zeit der Kleinbahn.


Über einen längeren Zeitraum forderten die Darener Einwohner einen Kreisverkehr im Bereich der Kreuzung bei der ehemaligen Gaststätte Sieverding in Daren. Die Straßenbehörde wird aber in nächster Zeit hier eine moderne Ampelanlage errichten. Ein Foto zeigt allerdings, dass hier bereits 1957 ein kleiner Kreisel den Verkehr regelte.

In den Aufzeichnungen der Chronik von Frydag ist zu lesen, dass 1880 das Haus Sieverding von der Brücke an der Vechtaer Chaussee nach der Stelle versetzt wurde, wo die Lohner Chaussee einmündet. Das Haus wurde erheblich vergrößert. Der damalige Pächter Louis Sieverding betrieb eine Gaststätte, die im Besitz der Familie von Frydag war. Gleichzeitig kümmerte er sich um die Abfertigungsgeschäfte des benachbarten Bahnhofs Daren. Allerdings waren die Aufgaben nicht so umfangreich, weil die örtlichen Viehhändler Johannes Bolte-Többen, Franz Hackmann und Theo Bohlke ihr Vieh im Bahnhof Bakum verluden. Das Gebäude der Gaststätte Sieverding wurde 1970 durch einen Neubau ersetzt. 

Für die 6. Kompanie diente die Gaststätte Sieverding als Kompanielokal. Hier versammeln sich alle Schützen 1967 vor der alten Gaststätte, die 1970 abgebrochen wurde.


Auch für diesen Bericht konnten wir Bilder aus dem Fotoarchiv des Heimatvereins Bakum verwenden. Die Fotos stammen u. a. aus der Kamera von Heinz Zurborg, Walter Zurborg und Georg Rosenbaum. Texte haben wir entnommen aus dem vorhandenen Archivmaterial. Die Berichte der OV sind immer eine gute Hilfestellung.

Nachdem wir jetzt über 13 Bauerschaften im Rahmen unserer Serie "14 Ein Ganzes" berichtet haben, beenden wir diese Serie demnächst mit


Eine nichtalltägliche Herde überquert 1975 die heute stark befahrene Landesstraße in Daren. Um welche Herde es sich handelt, kann nicht mehr festgestellt werden.


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