"14 ein Ganzes" - Konrad Zuse und Carl Benz nun auch in Märschendorf präsent

(Text und Gestaltung Hubert Kröger) Wenn wir für die Auswahl des Archivmaterials bei den bisherigen  Beiträgen der Serie "14 Ein Ganzes" die  Qual der Wahl hatten, so stellen wir für Märschendorf eine andere Situation fest. Sowohl Dokumente als auch Fotomaterialien über Märschendorf sind leider nur wenig vorhanden. Gerne würden wir eine umfangreichere Präsentation veröffentlichen. Dankbar nehmen wir im Archiv des Heimatvereins weitere Unterlagen entgegen, die für die Allgemeinheit von Interesse sind.

Mitglieder des Heimatvereins Lohne haben im November 1994 im Rahmen der Schriftenreihe "Kennst Du Deine Heimat" auch über die Geschichte von Märschendorf ausführlich geschrieben. Beteiligt war auch Franz-Josef Tegenkamp, der ebenfalls die Chronik "Carum - einst & jetzt" verfasst hat. Dieses Werk "Van Meskendörp" haben wir mit Genehmigung des Heimatvereins Lohne für den folgenden Bericht an verschiedenen Stellen zur Hilfe genommen.

Ausführlich hat Franz-Josef Tegenkamp Märschendorf als ein uralte Siedlung beschrieben. Die ältesten Funde im Bereich der späteren Bauerschaft Märschendorf stammen aus der älteren Eisenzeit (etwa 700 v. Chr. bis Christi Geburt). Unweit des Hofes Pungenhorst befand sich früher ein kleines Gräberfeld, bestehend aus 14 Grabhügeln. Sie lagen auf unkultiviertem, zu Märschendorf gehörendem Markengund, dort, wo der Bakumer Damm nach Carum und Märschendorf auseinandergeht, auf einer lichten Anhöhe.  Die Hügelgräber wurden leider bei Kultivierungsarbeiten in den sechziger Jahren des vorigen Jahrhunderts zerstört.

Die Bevölkerung von Märschendorf bildet eine Einheit, aber politisch ist Märschendorf zweigeteilt. Südlich der Aue liegt das Lohner Märschendorf und nördlich ist der Märschendorfer Bereich, der politisch zu Bakum gehört. Die rote Linie (OSM-Karte) zeigt den genauen Grenzverlauf von Märschendorf zwischen Lohne und Bakum. Die blaue Linie ist die Grenze zwischen Bakum und Dinklage.

 

Die Siedlung Märschendorf liegt an einem uralten Nahverkehrsweg, der von den höhergelegenen Geestgebieten im Norden kommt, über Lohne in Richtung auf die Bohlenwege im Lohner Moor weist und hier die feuchte Auenniederung durchquert. Der Name der Siedlung an diesem Übergang über die Aue-Merschendorpe- bedeutet "Gehöft bei den Flußwiesen" und wird durch die geographische Lage eindeutig bestätigt. An Stelle der Furt entstand wohl schon im Mittelalter eine feste Brücke über die Aue. Im Lehnsregister des Fürstbischofs von Münster Heinrich von Mörs (1424-1450) wird bereits "Busseken hus tor Bruggen to Merschendorpe" genannt, der spätere Hof Brüggemann, der seinen Namen von seiner Lage in der Nähe dieser Brücke hatte (heute Nuxoll-Wilmerding, Foto von 1960). Bei der Brücke in Mäschendorf hielten nach der Überlieferung bereits im Hochmittelalter die Vechtaer Burgmannen gelegentlich ihre Versammlungen ab.

Menschen in Märschendorf vor vielen Jahrzehnten

Vesperzeit während der Getreideernte bei der Familie Wieghaus in Märschendorf, Joseph und Maria Wieghaus mit Kindern.

Familie Krümpelbeck, vorne v. li. Elisabeth, Katharina, Maria, Heinrich, Josef, Heinrich, hinten stehend Elisabeth und Bernhard Krümpelbeck.

 


Die drei Fotos zeigen den Lebensweg von Clemens Pungenhorst (1874-1951). Als junger Student studierte er 1896 in Freiburg  Theologie. Das Bild in der Mitte zeigt Clemens Pungenhorst als Diakon beim Verteilen der Kommunion, re. sein Bruder August. Eine Krankheit in jungen Jahren zwang Clemens Pungenhorst, bereits nach der Diakonsweihe seine theologische Laufbahn zu beenden. Nach seiner Krankheit lebte er viele Jahre auf dem elterlichen Hof und arbeitete dort als Schwarzbrotbäcker. Im Hintergrund das Backhaus.

Familie Pungenhorst um 1950, v. li. Mutter Emma, Sohn Paul, Onkel Clemens, Sohn Clemens und Vater Franz.

Trotz des Krieges konnte die Hochzeit von Franz-Josef Pungenhorst und Emma geb. Beckermann 1941 gefeiert werden. Eine Aufnahme aller Hochzeitsgäste war eine Selbstverständlichkeit. Heute im digitalen Zeitalter oft nicht mehr möglich.

Für viele eine begehrte Bescheinigung.

Pater Franz Martin Pungenhorst (1863-1901) lebte als Missionar im Westen der Vereinigten Staaten und galt dort sehr lange als verschollen. Im Namen des Freistaats Oldenburg wurde am 26. Febr. 1930 amtlich festgestellt, dass der Pater am 22. Juni 1901 vormittags um 0 Uhr 20 Minuten verstorben ist.


Veränderungen

Straßennamen wie z. B. In den Riehen, Auf der Hörst oder Zur Aue sind in Märschendorf geläufig. Allerdings findet man seit einiger Zeit aus Richtung Harme kommend direkt nach Überqueren der Brücke zum Fladderkanal links die Konrad-Zuse-Straße und etwas weiter auf der rechten Seite die Carl-Benz-Straße. Gewerbebetriebe haben hier einen neuen Standort gefunden. 

Unweit der Autobahn baute die SL Recycling GmbH auf der grünen Wiese auf einem 37.000 Quadratmeter großen Grundstück für 20 Millionen Euro ein Recyclingwerk für Kunststofffolien. Das von den Gesellschaftern Dr. Stephan Siemer, Ludger Ostendorf und Engelbert Schwenz betriebene Werk ist fertiggestellt. 30 Arbeitskräfte sollen hier einen neuen Arbeitsplatz finden. So ist in der OV zu lesen.

Riesige Logistikhallen sind ebenfalls direkt an der Autobahn entstanden. Die Firma Schewe Immobilien hat hier in einem 2. Bauabschnitt eine weitere Logistikhalle mit mehr als 11.000 Quadratmetern Gesamtfläche erstellt. Was genau in den Hallen passiert, läßt sich von außen nicht feststellen. Lediglich große Transparente am Gebäude machen aufmerksam, dass noch Mieter gesucht werden. Auch von der Autobahn sind diese Mietgesuche deutlich zu lesen. Allerdings bietet das neue Gewerbe- und Logistikzentrum lt. Auskunft im Internet "Logistik heute"  enorm viel Platz für Firmenansiedlungen. "Aufgrund des Mangels an modernen Mietflächen mit flexiblen Größen stellt dies für die Region eine Besonderheit dar", sagt Logistikimmobilienberater Stefan Fath von der Robert C. Spies Gewerbe und Inverstment GmbH & Co. KG. Diese Firma ist für die Vermarktung der Mietflächen verantwortlich.

Der Rastplatz "Bakumer Wiesen" zu beiden Seiten der Autobahn wird nachts als Schlafplatz von unzähligen LKW-Fahrer genutzt. Teilweise stauen sich die Brummis bis zu den Ein- bzw. Ausfahrten der Parkplätze.


Natur und Landwirtschaft

Trotz des großen Flächenverkaufs in den letzten Jahren findet man aber auch noch landwirtschaftliche Betriebe in Märschendorf.

Abseits der Autobahn und der großen Gewerbeflächen findet man in Märschendorf auch sehr schöne Landschaften, wie hier im Bereich der Aue. Der Weg durch ein kleines Waldgebiet führt vorbei am Hof Hachmöller Richtung Aue und Bahlen.

Neun Windkrafträder grüßen aus der Ferne. Diese Energiequellen befinden sich in den Dinklager Bauerschaften Bahlen und Höne.

Luftaufnahme des Hofes Pungenhorst im Jahre 1970.

Der Hof Barklage/Deterding um 1993 im Lohner Bereich von Märschendorf.


Dass die Aue in früheren Zeiten zumindesten zeitweise ein nahezu unüberwindbares Verkehrshindernis darstellte, zeigt auch die Bemerkung des Dinklager Pfarrers Gerhard Varelmann, die er am 22. November 1828 anlässlich der Trauung des Zellers Franz Heinrich Meyer zu Höne mit der Zellerstochter Bernardina Ording aus Märschendorf im Trauregister der Pfarrgemeinde notierte: "Ording in Merschendorf gehört nach Lohne, aber die Braut Bernardina ist zu Lohne nicht getauft, sondern des hohen Wassers wegen zu Bakum 1806 bey Weynachten". Das Taufwasser in Bakum reichte wohl für eine gültige Taufe. 

MGV "Sängergruß" Bokern-Märschendorf 1954 auf dem kleinen Sängerfest in Carum

Es ist seit 1949 guter Brauch, dass alljährlich die Chöre und Musikvereinigungen der Gemeinde Bakum ein Konzert veranstalten, an dem auch der MGV "Sängergruß" Bokern-Märschendorf teilnimmt. In regelmäßigen Abständen ist Bokern-Märschendorf der Ort der musikalischen Veranstaltung. Dieses Fest verbindet durch das Musizieren und Singen eine große Zahl von Menschen aus den Ortschaften und macht so Gemeinde sichtbar. Die Vereine erfüllen damit zum Wohle des öffentlichen Lebens eine kulturelle Aufgabe, die gar nicht hoch genug gewürdigt werden kann.  Hier auf dem Foto ist der MGV "Sängergruß" Bokern-Märschendorf mit der Vereinsfahne zu sehen beim Sänger- und Musikerfest 1954 in Carum. Leider können wir die Namen der Sänger nicht nennen. Lediglich der Junge mit dem Schild ist Georg Trumme. Gerne nehmen wir Hinweise zu den Sängern entgegen.

Dorfplatz

Beliebter Treffpunkt ist der Dorfplatz für die Märschendorfer Bevölkerung. Dieser Platz befindet sich etwas versteckt an der Straße In den Riehen.

Hobbyfotograf u. Malermeister Clemens Bokern

Häufiger haben wir in letzter Zeit über den Malermeister Clemens Bokern berichtet. Über Umwegen erhielten wir vor 2 Jahren ca. 900 alte Fotoglasplatten aus dem Bestand des Hobbyfotografen Clemens Bokern, der in Carum als selbständiger Malermeister lebte und arbeitete. Seine damalige Kundschaft erreichte er mit dem Gogomobil. Auf dem Foto oben besucht er die Gaststätte Rump in Märschendorf. Uns wurde berichtet, dass bereits in jungen Jahren seine Eltern früh verstorben sind. Die Kinderzeit verbrachte er in der Familie des Tieraztes Lüken in Lohne.  Tierarzt Lüken war wiederum verwandt mit der Familie Nuxoll-Wilmerding. Während seiner Lehre als Maler wohnte er daher mehrere Jahre als Jugendlicher bei dieser Familie in Märschendorf. Später heiratete er Anna geb. Lienesch. Die Ehe blieb kinderlos. Besonders in den Jahren von ca. 1925 bis zum Beginn des 2. Weltkrieges fotografierte er zahlreiche Portraitaufnahmen in Märschendorf, Carum und in weiteren Ortschaften. Sämtliche Fotos liegen jetzt digital im Archiv des Heimathauses. Die digitalen Bilder präsentieren sich nach dem Scannen in einer sehr guten Qualität. Ältere Bürger und hier besonders aus Märschendorf und Carum konnten schon eine größere Anzahl von Personen mit Namen erkennen. Einige dieser insgesamt 900 Aufnahmen aus früheren Generationen vieler Familien unserer Region zeigen wir nachfolgend.

Franz Nuxoll, Märschendorf

Ehepaar Diekmann aus Märschendorf

vorne stehend 2. v. re. Clemens Bokern, daneben li. seine Ehefrau Anna Bokern.

Franz Kuper (1901-1991)

Ausführlich haben wir Clemens Bokern bereits am 29.02.2020 auf unserer Homepage vorgestellt. Zum Link:

600 Fotoglasplatten bereits digitalisiert.


4. Kompanie "Alte Kameraden"

Als erstmals 1960 in Bokern-Märschendorf ein Schützenfest öffentlich gefeiert wurde, kam auch sofort der Wunsch, in Bakum-Märschendorf eine Kompanie zu gründen. Die Gründung einer 4. Kompanie beschloss man noch 1960 in der Gaststätte Rump. August Hachmöller übernahm die Führung der Kompanie mit dem Namen "Alte Kameraden". Die 4. Kompanie entwickelte sich gut, und dies war sicher nicht zuletzt auch ein Verdienst der Kompaniewirtin "Rumps Frieda". Viele Schützen erinnern sich noch heute gerne an die alten Zeiten zurück. Das Bild zeigt oben die 4. Kompanie anlässlich des Schützenfestes im Jahre 1967. Unten sind zu sehen Willy Themann, Maria Rump und Karl Unkraut. Die Gaststätte Rump schloss bereits 1967.

Josef Bohmann und Bernhard Krümpelbeck sind 1986 als "Wachsoldaten" eingeteilt und leisten hier die Ehrenwache für den Schützenkönig.

Der ehemalige Pfarrer Bernhard Schmedes hat in einer Dokumentation alle Hof- und Wegekreuze der Gemeinde Bakum erfasst. Diese drei Kreuze finden wir in Märschendorf. Von li. Hofkreuz der Familie Westerhoff-Heckmann, Hofkreuz der Famiie Heinrich Hachmöller und Hofkreuz der Familie Clemens Berding.

Als 11. Ortschaft unserer Serie berichten wir demnächst aus



2013 entstand das BürgerBilderBuch Bakum in Zusammenarbeit mit der Gemeinde Bakum und vielen weiteren Personen und Vereinen der Gemeinde Bakum. Auch Bürgerinnen und Bürger aus Märschendorf beteiligten sich an der Aktion, die als "14 Ein Ganzes" bezeichnet wurde. Die Bilder fotografierte damals Mechthild Runnebom aus Lohne.

Ein kleiner Hnweis in eigener Sache:

Obwohl die Arbeit im Archiv und die Unterhaltung des Heimathofes von vielen Mitgliedern ehrenamtlich geleistet wird, entstehen regelmäßig hohe Kosten, die zum größten Teil aus den Beiträgen der zur Zeit 640 Mitglieder finanziert werden. Daher freuen wir uns über  zusätzliche Mitgliedschaften. Jeder ist willkommen, unsere Arbeit zu unterstützen. Falls noch keine Mitgliedschaft besteht, hier kann die Mitgliedschaft erworben werden. Neue Mitglieder erhalten die Broschüre natürlich auch kostenlos.